Mittelmeer, Alpen, Rhein 2023 – 3067 km

23.04.2023 – Heute geht’s los. Erst einmal mit meine Frau Bine nach Schloss Türnich bei Kerpen: Bio, Garten, Messe. Trotz durchwachsenem Wetterbericht lässt sich die Sonne häufig sehen und es regnet nicht. Der Markt ist interessant und definitiv einen Besuch wert. Nette Szene.

Nach leckeren Bio- Pommes, -Kaffee und -Kuchen trennen sich unsere Wege. Bine fährt zurück und ich weiter. Nach Türnich kommen zunächst gut ausgebaute Radwege. Insgesamt schaffe ich heute 132 Kilometer bei extrem starkem Gegenwind. Gut dass ich ein E-Bike habe. Es ist trotzdem ganz schön anstrengend, zumal jetzt in der Eifel einige Berge dazukommen. Das Wetter verschlechtert sich und ich muss mein Zelt bei Regen aufbauen. Glücklicherweise gibt es hier ein Restaurant und ich kann beim zweiten Bier diese Zeilen schreiben.

24.04.2023 – Nach einer sehr feuchten Nacht fängt es an, wie es aufgehört hat: starker Gegenwind. Der Blick in den Spiegel zeigt mir: Ich sehe genauso alt aus, wie ich bin. Der Wetterbericht sagt leichten Regen für heute morgen an und das stimmt leider. Ab 11:00 Uhr wird’s deutlich besser. Ich folge teilweise dem schönen Kyll-Radweg bis Bitburg und die Welt ist wieder in Ordnung, allerdings gibt es auch hier ordentliche Steigungen. Ich guck besser nicht in den Spiegel.

Es bleibt tatsächlich die meiste Zeit trocken und es wird wärmer. An den Schildern erkenne ich, dass ich in Luxemburg bin. Der Radweg ist vorbildlich ausgebaut und obwohl es heute morgen nicht so aussah, schaffe ich die knapp 140 Kilometer trotz wieder erstarkendem Wind und ausgefallener Fährverbindung bis Remich. Da baue ich mein Zelt direkt am Ufer der Mosel auf. Ein anstrengender, langer Tag – besser immer noch kein Blick in den Spiegel.

Da sollte laut Navi eine Brücke sein. Die ist bei der großen Flut weggeschwemmt worden.

25.04. – Heute geht es den ganzen Tag über den Moselradweg, der definitiv eine Empfehlung für Genussradler ist: gut ausgebaut, schöne Landschaft und keine Berge. Nette Menschen begrüßen mich mit einem „Bongschur“ und nach einigem Nachdenken schlussfolgere ich, dass ich in Frankreich bin.Ich hatte eine eher kurze Strecke geplant, aber als ich an dem ausgeguckten Campingplatz ankomme, ist er geschlossen. Also doch wieder 130 Kilometer, bevor ich kurz vor Nancy ein preiswertes Hotel finde. Letzte Nacht sind viele meiner Sachen nass geworden und da es immer wieder mal regnet, kann ich sie auch nicht trocknen. Jetzt wird alles in dem kleinen Zimmer ausgebreitet. Als ich mein Bike in den Abstellraum schiebe, stelle ich fest, dass mindestens eine Speiche gebrochen ist. Mal schauen, ob ich das reparieren kann.

26.04. – Die Sonne scheint, die Temperaturen sind aber noch im einstelligen Bereich. Es sind tatsächlich zwei Speichern abgerissen, genauer gesagt, die Speichennippel. Also geht’s erstmal ans Reparieren. Ich habe gottseidank vier Ersatzspeichen dabei und kann weiterfahren. Die Strecke ist genauso schön, wie gestern. Selbst durch Nancy fährt man größtenteils am Wasser längs, ohne Kontakt zum Verkehr.

Das Wetter hält sich, der erste Tag ohne Regen. Trotzdem sind nur wenige Radler unterwegs – ob das mit der Verkehrswende noch was wird? Die Reparatur hat viel Zeit gekostet, deshalb rufe ich sicherheitshalber beim anvisierten Campingplatz an. Der ist tatsächlich geschlossen und die beiden anderen möglichen auch. So bleibe ich in Epinal und kann abends noch draußen sitzen.

27.04. – Nach Epinal verlasse ich den Moselradweg. Auf nahezu autofreien Straßen geht es zur Saone und auch wieder am Fluss entlang. Weiterhin super ausgebaute Wege. Das Wetter wird immer besser, nachmittags fast hochsommerlich. Da ich nur durch wenige Orte komme, gibt es leider auch keine Cafés und nur wenige Geschäfte. Der angepeilte Campingplatz ist wieder geschlossen, ich bleibe trotzdem. Da ich der einzige Gast bin, ist es sehr ruhig und beschaulich, unmittelbar am Ufer.

28.04. – Heute morgen regnet es. Da ich mein Zelt unter einem Dach stehen hatte, kann ich im Trockenen abbauen. Ich fahre 30 Kilometer und gehe in eine Créperie, um zu frühstücken. Die Besitzerin streitet sich die ganze Zeit lautstark mit einem Mann und beachtet mich kaum. Immerhin gelingt es ihr, nebenbei einen Kaffee zu machen. Als er weg ist telefoniert sie und stellt dabei den Lautsprecher auf volle Lautstärke. Eigentlich braucht sie kein Telefon, denn sie schreit so laut, dass sie zumindest im Nachbarort auch so zu verstehen wär. Fürchterlich, aber immerhin bekommt mein Akku etwas Strom worüber er sich genauso freut wie ich. Es hat aufgehört, zu regnen und es wird immer wärmer. Sicherheitshalber docke ich meinen Akku dann noch ungefragt an einem Yachthafen an. Fragen nützt nichts, denn keiner spricht hier Englisch und die Deutschkenntnisse entsprechen meinen Französischkenntnissen. „Guten Tag, vielen Dank, ich liebe dich (was weder die Franzosen noch ich gebrauchen)“. Ich dachte immer, Englisch wäre auch hier Pflichtfach.

Nach einem kurzen Gewitter kann ich beim Abendessen im T-Shirt draußen sitzen und auf das Wasser starren.

29.04. – Heute ist ein herrlicher sonniger Tag und es geht flott voran. Nach und nach wird es touristischer.

Überall am Ufer der Saone bauen Menschen ihre Picknickzelte auf. Jetzt sind auch viele Fahrradfahrer unterwegs. Sehr früh bin ich in Macon, einer größeren Stadt und will mir einen geruhsamen Abend machen und die Stadt ansehen. Als ich mein Fahrrad abschließen will, stelle ich fest, dass ich mein Schloss verloren habe. Der nächstgelegene Bikeshop hat gerade sein letztes verkauft, schenkt mir aber einige Speichennippel für künftige Reparaturen. Der nächste Laden ist fünf Kilometer in die andere Richtung. Er hat nur das Edle mit Alarmanlage für 150 €. Auf dem Rückweg schiebe ich mein Bike durch die Fußgängerzone und sehe mir die Stadt an. Als ich weiterfahren will, stelle ich fest, dass ich die Brille verloren habe. Schnell zurück. Ich finde sie tatsächlich. Jemand hat bereits draufgelatscht umd ein Glas liegt auf der anderen Seite. Zerkratzt! Sie ist aber für die Tour noch zu gebrauchen. So geht der Tag nicht so geruhsam zu Ende, wie ich mir das gedacht hatte.

30.04. – Heute morgen ist es kühler und bewölkt was zum Fahren optimal ist und meinen Handrücken gut tut, die bereits einen Sonnenbrand haben. Die Strecke ist weiterhin sehr schön. Mittags erreiche ich Lyon.

Anschließend kommen alle Varianten von Wegen, von der viel befahrenen Straße bis zum Singletrail, der eigentlich nur mit dem Mountainbike zu befahren ist. Die Landschaft ringsum wird bergiger und schöner. Wieder gibt’s einen Campingplatz direkt am Fluss.

01.05. – Gutes Wetter, gute Wege, schöne Landschaft, teilweise Rückenwind – alles perfekt. Seit einiger Zeit geht es entlang der Rhone. Fahre heute 163 Kilometer und habe insgesamt bisher 1.126 Kilometer zurückgelegt. Hier ist jetzt das Ardechegebiet und immer mehr bepackte Biker kreuzen meinen Weg.

02.05. – Strahlendblauer Himmel. Die 75 Kilometer bis Avignon reiße ich vormittags ab und nehme ein Zimmer. Ich kann mein Bike und Gepäck deponieren und habe den restlichen Tag für ausgiebiges Sightseeing. Mal schauen, wo der Spatz wohnt (nur für Insider). Da es sehr stürmisch ist, wäre Fahrradfahren eh beschwerlich.

03.05. – Heute gehe ich’s ruhig an umd fahre erst spät los. Zunächst geht’s über Wirtschaftswege umd dann einem Kanal entlang. Sehr schön. Wolkenlos. Die Landschaft ist jetzt mediteran. Bei 25 Grad ist es zum Biken schon fast zu warm. Circa 30 Kilometer vor dem Ende der geplanten Etappe finde ich mich plötzlich auf der Autobahn wieder. Keine Ahnung, wie das passiert ist. Die Auffahrt zurück geht nicht, kein Seitenstreifen, viel Verkehr. Eine kleine Seitenstraße bringt mich in ein verlassenes Industriegebiet, aber auch hier führt kein Weg hinaus. Wagemutig komme ich auf die andere Seite. Eine Containerverladeststion der Bahn mit vielen Wegen, die entweder enden oder auf die Autobahn zurückführen – zum Verzweifeln. Mithilfe von Komoot finde ich dann schließlich Schotterwege, die kaum als Wege zu erkennen sind, zwischen und über Schienen irgendwo im Nirgendwo. Mir und meinem Bike wird alles abverlangt.

Nach anderthalbstündiger Irrfahrt erreiche ich endlich wieder eine Straße. Entsprechend spät komme ich zum Campingplatz, der geschlossen hat. Es gibt einige Dauercamper und einer macht mir das Tor auf. So gibt’s letztlich doch noch einen Platz fast für mich allein und bezahle am nächsten Morgen beim überraschten Besitzer.

04.05. Weiterhin traumhaftes Wetter. Die Steigungen werden härter, aber durch interessante Ausblicke belohnt.

Am Meer angekommen, gibt es ein Frühstück im turbulenten Marseille.

Fahrradfahren ist hier abenteuerlich, die Autofahrer sind rücksichtslos. Anstatt 1,50 Meter Abstand sind 15 cm die Regel.

Die Berge sind extrem und Fahrradwege selten. Trotz höchster Zuschaltung musste ich an einer Stelle absteigen und mit Schiebehilfe zu Fuß weiter. Ich schaffe kaum noch Stecke.

05.05. – Heute läuft es zunächst super. Viele Radwege entlang der Küste, zum Teil ungepflastert und holprig. Immer wieder wunderschöne Blicke auf das türkisblaue Meer. Ich komme gut voran. Bei Saint Tropez ist es dann wieder so weit: drei Speichen hängen daneben. Beim Aufpumpen reißt mir dann noch das Ventil ab. Beim Reparieren habe ich aber immer Meerblick – immerhin. Der Rest des Tages läuft dann wie geschmiert mit einem tollen Downhilltrail bis Frejus.

06.05.- Heute ist ein Traumtag. Es geht bei herrlichem Wetter und spektakulären Ausblicken bis Cannes an der Küste entlang. Wenig Verkehr und die Idioten schlafen entweder länger oder nehmen die Autobahn.

Der Strand in Nizza ist enttäuschend, dafür gibt’s top Fahrradwege.

Monaco will ich mir näher ansehen. Ich war einmal vor vielen Jahren mit Dschinghis Khan zu einer Veranstaltung hier, mal schauen, an was ich mich erinnern kann. Also fahre ich rein. Überall Polizei. Ich gerate in große Menschenmengen, alle Wege, die ich fahren will gesperrt. Zu spät realisiere ich, dass hier ein Rennen stattfindet, nämlich die Formel-E-Weltmeisterschaft, wie ich später erfahre. Freundliche Polizisten helfen mir dabei, irgendwie wieder rauszukommen

Also weiter nach Italien. Ich schaffe es bis San Remo.

07.05. – Den ganzen Tag geht’s an der Küste längs, wider Erwarten die ersten 25 Kilometer auf einem Radweg ohne Steigungen. Superschön. Später dann häufiger durch Urlaubsorte mit viel Gewusel.

Die Mittagspause verbringe ich wieder mit Speichenreparaturen. Die Nippel reißen reihenweise ab. Muss wohl eine Fehlproduktion gewesen sein. Achthundertmal Pumpen trainiert die Arme.

Die Frau auf dem Campingplatz warnt mich vor nächtlichem Starkregen und meint, ich soll lieber ein Hotel in Varazze nehmen (vorher noch nie gehört), was ich dann auch mache.

08.05. – Noch 30 Kilometer Küste, dann verlasse ich das Mittelmeer, das sich die ganze Zeit von seiner türkisblauen Seite gezeigt hat. Der Regen ist ausgeblieben. Die Gegend um Genua ist ätzend zu fahren. Auch die Italiener scheinen am Wettbewerb „Wer schafft es, den kleinsten Abstand zwischen Auto und Radfahrer zu bringen, ohne den Radfahrer zu berühren“, teilzunehmen. Ich muss höllisch aufpassen. Dann geht’s in die Berge. 1020 Höhenmeter sind es heute. Einmal ist die steile Abkürzung plötzlich durch ein unüberwindbares Eisentor verschlossen und ich muss die ganze Strecke zurück. Ein anderes Mal verfahre ich mich und zwischen mir und der geplanten Strecke liegt die Auto- und Eisenbahn. Über eine private Pfauenfarm gelingt mir schließlich der Anschluss. So mache ich einige Kilometer extra.

09.05. – Nach so vielen Sonnentagen ist es bewölkt und das ist zum Fahrradfahren sehr angenehm. Gemächlich geht es über verkehrsarme Nebenstraßen, die wenigen Autofahrer sind erstaunlich rücksichtsvoll. Fahrradwege entlang eines Kanals und eine ehemalige Trasse machen das Reisen relaxt. Duftende Blumen und viele Tiere säumen den Wegesrand.

So komme ich in den Voralpen an und hier wird die Strecke zum Schluss doch noch recht abenteuerlich – auch sind die Verkehrsrowdies zurück.

Die Zweitausend-Kilometer-Marke ist überschritten.

10.05. – Das war eine absolut beschissene Nacht. Weil es leicht nieselte, hatte ich das Zelt unter einem Baum aufgebaut. Als ich mich schlafen legte, kam Sturm und Starkregen auf. Erste kleine Äste fielen aufs Zelt. Also raus und im strömenden Regen das Zelt auf einen anderen Platz gestellt. Jetzt tropfte es an mehreren Stellen rein und ich deckte meinen Schlafsack so gut es ging mit den Regensachen ab. So bekam ich doch noch etwas Schlaf. Die Weiterfahrt lief dann gut, am Luganer See vorbei.

Ich fahre bis zum Campingplatz Gottardo, der auf 700 Meter Höhe ein guter Ausgangspunkt für den anstehenden Gottardpass sein dürfte. Dort bekomme ich ein Zimmer und habe Zeit zu relaxen und die nassen Sachen zu trocknen.

11.05. – Es geht früh los, schließlich will ich nun den entscheidenden Pass mit 2130 Höhenmetern hoch. Nach einiger Zeit steht auf dem Straßenschild, dass der Pass gesperrt sei. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass das der Fall sein könnte und sehe auch keine Alternative. Die Internetrecherche zeigt, dass die Wintersperre erst in einer Woche bei gutem Wetter aufgehoben wird. Bei 1500 Metern kommt die Schranke. Die Temperatur sinkt unter die Frostgrenze. Ich bugsiere das Bike irgendwie durch, ziehe Handschuhe und Mütze an und strampel gegen Schneeregen, Nebel und Sturm an. Die Straße habe ich für mich allein. Der Blick nach oben verheißt nichts Gutes.

Überall liegen noch größere Schneeblöcke. Hoffentlich geht das gut. Wenn ich nur irgendwie hochkomme, runter geht’s ja normalerweise von allein. Ich schaffe es. Die Sicht reicht nur wenige Meter.

Mit Speed auf der anderen Seite runter, unter der Schranke her, sitze ich jetzt durchgefroren in Andermatt im Cafe und während mir wärmer wird, lade ich den Akku etwas auf. Ein großes Abenteuer.

Es geht noch 20 weitere Kilometer runter, da kommt Freude auf. Gemütlich fahre ich bis zum Vierwaldstätter See. Die Temperatur ist wieder auf erträglichen 13 Grad.

12.05. – Entlang einiger weiterer schweizer Seen geht’s Richtung Deutschland. Im Gegensatz zur italienischen Küste hat man bei allen Tunneln auch kleinere für Fußgänger und Biker gebaut. Die Preise in den Restaurants sind happig und die Schweiz scheint das einzige Land in Europa zu sein, wo das Roaming nicht funktioniert. Selbst England erhebt keine Extragebühren.

13.05. – Ein herrlicher sommerlicher Tag. Auf einer Velostraße kommt man den Rhein entlang durch Basel, ohne mit dem Großstadttrubel konfrontiert zu werden. Wie sonntags bei dem Wetter nicht anders zu erwarten war, haben die Menschen ihre Fahrräder rausgeholt und bevölkern den Deich. Bei der Mittagspause läuft plötzlich ein Artist über den Köpfen der Menschen her. Es ist wohl der Auftakt zu einem Stadtfest.

Ein netter Fahrradfahrer empfiehlt mir, den Rheinradweg auf französischer Seite zu nehmen. Der führt entlang eines Kanals mit wilder Vegetation bis ins Herz von Straßburg und ist wirklich ausgesprochen schön.

Eigentlich wollte ich gar nicht so weit fahren, aber ich kriege erst in Straßburg eine Unterkunft und so sind es dann 170 Kilometer. Als ich schnell noch in den Supermarkt gehen will, um ein paar Snacks zu holen, laufe ich in die falsche Richtung und komme am Stadion vorbei, wo gerade ein Meisterschaftsspiel beendet ist. Die Menschenmassen befördern mich dann wieder zurück. Im Hotel zeigen sie auf riesiger Projektion BVB gegen Gladbach.

14.05. – Heute Morgen wird dann das Sightseeing nachgeholt. Auch hier gibt es wieder ein Rennen. Diesmal sind es Läufer, weswegen einige Straßen gesperrt sind. Egal, ich wollte eh schieben.

Zurück in Deutschland fahre ich den Rheinradweg der lange Zeit direkt auf dem Deich am Wasser längsführt. Ich muss einige Umwege fahren, da immer mal wieder, wenn der Weg zum Fluss runtergeht, die Weiterfahrt durch Hochwasser unmöglich wird.

15.05. – Das Wetter hat gehalten. Direkt an einem kleinen See packe ich mein Zelt ein und frühstücke an diesem netten Platz in Phillipsburg. Wenn man einige Zeit durch Frankreich und Italien gefahren ist, lernt man es zu schätzen, wie rücksichtsvoll die deutschen Autofahrer sind. Ein himmelweiter Unterschied. Meistens geht es aber auch heute auf Wegen abseits des Verkehrs.

Nach einem kurzen Sightseeing in Speyer fahre ich heute nur etwas mehr als 100 Kilometer und niste mich in einem guten Hotel ein, um etwas zu relaxen und Körperpflege zu betreiben.

16.05. – Nierstein – nie gehört (erinnert ja eher an einen Krankenhausaufenthalt), aber das Hotel war wirklich fantastisch. So geht es gestärkt weiter den Rhein entlang; kühl und bedeckt, nachmittags sogar mit etwas Sonne. Jetzt kommen die Burgen des Mittelrhein – schön, aber der Weg läuft natürlich immer parallel zur Straße und Bahn. Der Gegenwind ist der extremste, den ich bisher hatte und das drückt aufs Tempo. Auch heute fällt eine Fähre aus. Am Deutschen Eck, da, wo die Mosel in den Rhein fließt, nehme ich eine ungewöhnlichere Unterkunft.

17.05. – Warum macht man so etwas eigentlich, werde ich gefragt. Nun, natürlich um etwas von der Welt zu sehen. Mich lockt das Abenteuer. Nicht zu wissen, wie es morgen weitergeht. Wenn man den ganzen Tag drausßen ist, merkt man, wie die Landschaft und das Klima sich langsam verändern. Eine andere, sehr intensive Wahrnehmung.Ich finde es sehr meditativ, einfach so vor sich hinzuradeln, man kann abschalten vom Alltag. Natürlich nur, wenn einen keine rabiaten Autofahrer abdrängen. Ein wichtiger Aspekt ist sicherlich auch die Gesundheit. Alle Ratschläge der Mediziner deuten darauf hin, dass es nichts Besseres gibt, als in der Natur zu sein und Fahrrad zu fahren oder zu wandern, um fit zu bleiben. Dann gibt es natürlich noch die ökologischen Aspekte. Fliegen und Autofahren …. , aber das kennt man ja. So versuche ich, meinen kleinen Teil beizutragen. Auch beim Fahrradfahren gibt es Reifenabrieb, aber doch deutlich weniger. Irgendwie ist es ein bisschen von allem.

So, genug geschwafelt. Von Koblenz ist es ja nur noch eine Tagesetappe und die Gegend kennt man ja. Heute morgen ist es verdammt kühl und es nieselt ein wenig, aber am Nachmittag lässt sich sogar die Sonne wieder blicken. Gerade habe ich die 3000-Kilometer-Marke überschritten und insgesamt viel weniger Zeit für die Tour gebraucht, als gedacht.

So, nach 140 Kilometern zuhause angekommen – insgesamt waren’s jetzt 3067 Kilometer.