Der Bergische Weg 2025, 259 km

In diesem Jahr starte ich tatsächlich schon die dritte längere Wanderung – dieses Mal zusammen mit meiner Frau Bine. Auf rund 259 Kilometern Länge führt der Bergische Weg vom Ruhrgebiet durch die Naturparke Bergisches Land und Siebengebirge bis nach Königswinter am Rhein. Im August 2024 ist der Bergische Weg zu Deutschlands schönstem Wanderweg gewählt worden und das ist ein gutes Motiv, diese Tour zu gehen, zumal er quasi vor der Haustür liegt.

08.10.2025

Wir lassen das Auto in Gruiten stehen, fahren mit dem Zug nach Essen und wandern nach einem guten Frühstück die ersten 20 Kilometer bis Velbert. Obwohl es vormittags nieselt, macht es Spaß. Der Weg führt vom Baldeneysee auf schönen Waldwegen durch abwechslungsreiche Landschaften. Am Mittag hört es auf zu regnen und wir erreichen schon früh Neviges, wo wir ein Zimmer vorab gebucht haben. Da in Düsseldorf eine große Messe stattfindet, ist das einfache Zimmer über einer Pizzeria die einzige Unterkunft weit und bereit, und das zu einem stolzen Preis von 140.- €.

Neviges ist ein Wallfahrtsort mit dem außergewöhnlichen großen Mariendom, einem Gebäude, dessen Architektur einmalig ist, entworfen von dem bekannten Architekten Gottfried Böhm.

09.10.2025

Heute morgen besichtigen wir zunächst den Dom. Über das äußere Erscheinungsbild gibt es wohl sehr unterschiedliche Ansichten. Dieser riesige Betonklotz scheint nicht so recht zu den Fachwerkhäusern der Altstadt zu passen.

Als ich reingehe, bin ich allerdings begeistert, es herrscht eine sakrale Stimmung. Alle Fenster haben Rosenmotive und brechen das Licht in Rottönen. Jedes Detail des Innenraums ist ausgefallen designed, meistens auch wieder mit Rosen. Dieser Dom ist auf jeden Fall einen Besuch wert.

Der Weg wechselt den ganzen Tag über zwischen schönen Waldwegen, oft entlang der Düssel, und asphaltierten Wirtschaftswegen.

Nach 26 Kilometern sind wir zurück beim Auto in Gruiten und fahren abends noch nach Bensberg, wo wir den Wagen für die nächsten drei Etappen in der Nähe des Schlosses stehen lassen. Sowohl landschaftlich als auch kulturgeschichtlich hat der Weg viel zu bieten.

Bisher haben wir keine Wanderer getroffen, die den ganzen Weg machen. Als uns ein junger Mann mit großem Rucksack lächelnd entgegen kommt, sprechen wir ihn erfreut an und fragen nach seinem Ziel. Er signalisiert, dass er nicht sprechen kann und überreicht eine vorgedruckte Karte mit allen Infos: Er befinde sich auf einer einjährigen Wanderschaft durch Deutschland unter den Motto „Ein Jahr im Schweigen – ich höre zu“. Interessant, oder? Er lebt als freischaffender Künstler und macht wohl immer verrückt Projekte.

10.10.2025

Mit Bahn und Bus fahren wir nach Gräfrath, wo unsere dritte Etappe beginnt. Schon die Altstadt hier ist ein erstes Highlight. Heute gibt es viele Aufs und Abs, oft entlang von Bächen. Da das Gelände steil ist und viele Bäume abgeholzt wurden, bieten sich viele weite Ausblicke. Es geht vorbei an ehemaligen Schleiferien, einer ehemaligen Bahntrasse, wo heute zu besonderen Gelegenheiten eine Museumsbahn fährt und einem Aboretum mit riesigen ungewöhnlichen Bäumen. Entlang des Eschbachs kommen wir unter der Müngstener Brücke durch nach Schloss-Burg, wo wir im großen, geschmackvollen Appartement entspannen.

11.10.2025

Es geht steil nach oben. Der Weg ist spektakulär, verlangt Trittsicherheit, da die felsigen Abgründe tief sind. Immer wieder gibt es eindrucksvolle Ausblicke über die Wupper.

Das Wetter ist uns wohlgesonnen – letzte Woche hat es fast immer geregnet und seit wir losgezogen sind, ist es fast immer trocken, zwischendurch sogar sonnig.

Den ganzen Tag über sind wieder viele Höhenmeter zu bewältigen, fast immer auf schönen Waldwegen. In Altenberg, unserem heutigen Etappenziel, wohnen wir direkt am Märchenwald. Der Zugang zum Zimmer führt an Felsen vorbei und beim Frühstück erfahren wir einiges über die lange Geschichte des Märchenwaldes.

12.10.2025

Am Eingang des Hotels steht ein Männchen mit Bewegungsmelder und begrüßt und verabschiedet uns jedesmal: „Hallo, ich bin der Puck.“

Der Weg führt direkt zum Altenburger Dom, in dem gerade eine Messe ist – immer wieder schön.

13.10.2015

Heute sind weniger Steigungen, nichtsdestotrotz bleibt die Landschaft schön. Im idyllisch gelegenen Naturfreundehaus trinken wir Kaffee und erreichen am frühen Nachmittag das Schloss in Bensberg. Von hier kann man schon den Kölner Dom sehen.

13.10.2025

Der Bergische Weg führt zum großen Teil durch den Königsforst, der zusammen mit der Wahner Heide einer der größten Schutzgebietskomplexe in NRW ist. Die Wege sind gut ausgebaut und gerade, ohne nennenswerte Anstiege. Man kommt zu Kölns höchster Erhebung mit 118 Metern, wo sogar ein Gipfelbuch ausliegt mit witzigen Einträgen wie: „Mit letzter Kraft erreichen wir den Monte Troodelöh.“

Gegen Mittag erreichen wir schon Hoffnungsthal und beschließen noch ein paar Kilometer weiterzulaufen.

14.10.2015

Ein Tag Pause

15.10.2025

Der Weg bleibt schön, wechselt zwischen Wald- und Feldwegen. Allerdings gibt es hier nichts Spektakuläres. Zum ersten Mal treffe ich einige Fernwanderer. Bine legt eine Pause ein. So bin ich mal wieder alleine unterwegs.

Überraschungen gibt es durchaus, wie diese Figur, irgendwo im Nirgendwo – locker drei Meter hoch.

Tatsächlich treffe ich noch ein Pärchen, das den Weg in Etappen geht. So gehen wir ein paar Kilometer zusammen bis Much.

Hinter Much finde ich einen genialen Rastplatz und in der Nähe einen schönen Platz, an den ich mein winziges neues Zelt aufbauen kann.

16.10.2025

Da es früh dunkel und spät hell wird, verbringe ich viel Zeit im Zelt. Obwohl es so klein ist, ist es relativ komfortabel und gut durchdacht, vor allem sehr schnell auf- und abgebaut. Da es am Morgen etwas geregnet hat, ist es schön, dass in unmittelbarer Nähe eine Schutzhütte steht, in der ich vernünftig packen und frühstücken kann. Ich höre Frauen nach ihren Hunden rufen, die das aber nicht interessiert und so stehen plötzlich fünf Tiere in unterschiedlichen Größen vor mir und kleffen mich an. Sie sind aber friedlich und als die Frauchen eintreffen, ziehen sie weiter.

Die Landschaft ändert sich wenig und kulturelle Höhepunkte gibt es hier nicht. Mittags erreiche ich Neunkirchen, das vorgegebene Etappenziel und nach dem obligatorischen Cafebesuch ziehe ich weiter.

Es geht nun viele Kilometer an der Wahnbachtalsperre entlang, einer Trinkwassertalsperre, deren Name ich bisher noch nie gehört hatte.

17.10.2025

Der Platz im dichten Wald ist sehr dunkel. Neben dem Zelt bellt ein Reh fürchterlich laut und ein Käuzchen ruft – etwas unheimlich. Doch ich schlafe so gut wie seit Monaten nicht mehr.

Noch im Dunkeln laufe ich weiter, zunächst noch einige Kilometer an der Talsperre entlang. Später wird das Gelände wieder anspruchsvoller und es kommen einige steile, schmale Anstiege. Die Etappe endet in dem schönen kleinen Ort Stadt Blankenberg an der Sieg, wo es eine Burgruine zu besichtigen gibt.

Ich finde rechtzeitig bevor es dunkel wird einen Zeltplatz. Überall gibt es enormen Fluglärm, egal wo man in unseren Regionen ist. Einflugschneisen sind keine Seltenheit. Das merkt man erst so richtig, wenn man draußen schläft.

18.10.2025

Im Dunkeln durch den Wald zu laufen und die Morgenstimmung zu erleben, wenn es so langsam hell wird, hat schon was.

Heute ist die letzte Etappe und die führt durchs Gebiet des Siebengebirges. So komme ich mal wieder an der Drachenburg und an Drachenfels vorbei. Die Tour endet in Königswinter und nach einer Fährüberfahrt über den Rhein geht’s mit dem Zug zurück.

Fazit: Der Bergische Weg ist wirklich empfehlenswert – sehr abwechslungsreich, mit einigen Sehenswürdigkeiten und sehr unterschiedlichen Wegen. Die von den Planern vorgegebenen Etappen sind allerdings teilweise nicht nachvollziehbar. Einige enden irgendwo im Nirgendwo. Ich habe elf Tage gebraucht, vorgegeben waren vierzehn.