Aktuell: Luxemburg 2025, Mullerthal Trail 112 km

In Luxemburg wandern zu gehen, war bisher kein Thema, bis ich unterwegs Wanderer traf, die mir diese Strecke empfahlen. Durch einen Zeitungsartikel bin ich dann zum zweiten Mal darauf aufmerksam geworden. Gleich hinter der Südeifel und hinter der Grenze zwischen Deutschland und Luxemburg, die von dem Fluss Sauer gebildet wird, beginnt die „Kleine Luxemburgische Schweiz“. Ich habe gelesen, dass diese es locker mit Eifel und Elbsandsteingebirge aufnehmen kann.

06.05.2025

Mit dem Auto (ausnahmsweise) fahre ich früh morgens bis Echternach, wo der Weg los geht. Der insgesamt 112 Kilometer lange Trail setzt sich aus drei Schlaufen zusammen. Route 1 und Route 2 verlaufen durch die Stadt Echternach, die als kulturelles und touristisches Zentrum der Region weithin bekannt ist, und auch nach der dritten Route müsste man gut wieder dorthin kommen. So kann ich den Wagen hier stehen lassen. Zunächst geht es am Fluss entlang und dann steil bergauf.

Die Sandsteinlandschaft, die vor 200 Millionen Jahren einmal ein Meeresboden war, ist tatsächlich sehenswert. Eine fantastische und völlig eigene Welt. Ein imposanter Felsen reiht sich an den nächsten.

Nach knapp 20 Kilometern entscheide ich mich einen Umweg durch den nahe gelegenen Ort zu machen. In der offiziellen Wegbeschreibung steht, dass hier die letzte Einkehrmöglichkeit besteht. Da ich kein Wasser mehr habe und auch in absehbarer Zeit kein Gewässer kommt und ich ziemlich geschafft bin, denke ich, dass eine Pause hier angebracht ist. Hätte ich besser Mal bei Google geguckt. Das einzige Restaurant ist geschlossen, ebenso der Campingplatz. Und das nach mühevollem Abstieg, den ich nun auch wieder hinauf muss. Ich frage an einem Haus nach Wasser und beginne den Aufstieg, als meine Uhr vibriert: abnormaler Puls! Obwohl ich bald eine Pause einlege, Abendessen zu mir nehme und langsam weitergehe, bleibt es problematisch. Ich suche einen Schlafplatz, durchforste ein ganzes Waldstück, sammle dabei einige Zecken, finde aber keine geeignete Stelle. So schlage ich mein Zelt letztlich auf einer Weide am Waldrand auf.

07.05.2025

Die Nacht war kalt. Früh wandere ich weiter. Wäre ich gestern nur zwei Kilometer weitergegangen – ein super Übernachtungsplatz reiht sich an den nächsten. Der Weg ist schön , aber unspektakulär mit wenig Steigung. Das kommt mir heute sehr entgegen.

Mein Puls schwankt immer noch sehr stark. Ich gehe es langsam an und gegen Mittag scheint sich alles zu normalisieren. Ich bin zurück in Echternach und gönne mir ein super leckeres Essen.

Am späten Nachmittag gehe ich noch ein gutes Stück auf dem zweiten Abschnitt und finde einen schönen Platz zum Übernachten.

08.05.2025

Ich komme im Morgengrauen los. Außer mir ist kein Mensch unterwegs. Es ist noch sehr frisch aber ein wirklich schöner Morgen.

Die Landschaft wird zunehmend spektakulärer und ist tatsächlich wie ein Mix aus Elbsandsteingebirge und Eifelsteig. Man quetscht sich durch tiefe und oft stockdustere Felsspalten und enge Schluchten, wandert durch herrliche Wälder und Täler. Es gibt Höhlen zu bewundern und unglaubliche Felsformationen, von denen viele mit Treppenstufen, Geländern und Aussichtspunkten erlebbar gemacht worden sind.

Ein langer Durchgang war so eng, dass ich den Rucksack zusammenquetschen musste und auch ich hätte nicht breiter sein dürfen. Einige Spinnen hatten sich hier angesiedelt. Nur mit Taschenlampe konnte man sehen.

Da man unentwegt über Felsbrocken und Treppen steigen muss, lässt sich nur schwer kalkulieren, wie weit man kommt. Zudem geht es ständig auf und ab. Am Nachmittag trifft man dann doch einige Wanderer. Viele Tagesausflügler, aber auch einige mit großem Rucksack.

Durch die Wolfsschlucht, in der sich früher die Wölfe der Umgegend versammelt haben, und das Labyrinth, vorbei an der Höhle des Einsiedlers Michel (der heute wohl nicht mehr dort haust), laufe ich heute anstrengende 34 Kilometer. Kurz vor Ende der Etappe gibt es einige menschengemachte Höhlen. Hier wurden Mühlsteine abgebaut indem Holz in vorgebohrte Löcher gesteckt wurde. Dieses wurde gewässert und sprengte dadurch große Mühlsteine heraus. In der Gegend fand man auch Spuren von Steinzeitmenschen und Römern (wo waren die eigentlich nicht).

09.05.2025

Den Vormittag über begleitet mich das Plätschern eines schönen Bachs, den es oft zu überqueren gilt. Der Weg heute ist nicht so anstrengend wie gestern, was meinen müden Beinen sehr entgegenkommt. Die zweite Route ist wohl die anspruchsvollste.

Ich bin mit dem Auto ins Mullerthal gefahren, was als Ausgangspunkt für Route drei empfohlen wird. Von hier geht es bei bestem Wetter los. Hier treffe ich deutlich mehr Menschen als bisher, was wohl daran liegt, dass heute ein Feiertag in Luxemburg ist – Europatag. Während es bei uns eine Reihe Menschen gibt, die aus der EU austreten wollen, finde ich es gut, dass hier die Mitgliedschaft gefeiert wird.

Der Bachweg endet an einer alten Burg, wo heute noch Schnaps aus örtlichen Früchten gebrannt wird. Auch hier sind eine Menge Ausflügler und ich ziehe direkt weiter.

Auf normalen Wanderwegen komme ich gut voran. Wie immer trifft man nur noch wenige Wanderer, je weiter man geht und meistens ist man dann irgendwann wieder allein unterwegs. Am späten Nachmittag treffe ich sogar auf eine Pizzeria, die geöffnet hat. Mitten im Wald genieße ich den Sonnenuntergang.

10.05.2025

Der Sonnenaufgang ist genauso schön wie der -untergang. Der Platz war wirklich in jeder Hinsicht super, allerdings musste ich ein wenig klettern um wieder zum Weg zurückzukommen.

Heute ist es nicht mehr weit, sodass ich die Wanderung beenden werde. Gegen Mittag erreiche ich das Mullerthal, wo mein Wagen steht. Offensichtlich ist hier heute eine Veranstaltung. Der Parkplatz ist abgesperrt, nur mein Auto hat man ausgespart und gottseidank nicht abgeschleppt. Die dritte Route war eher ein normaler Wanderweg, okay, aber ohne besondere Höhepunkte.

Fazit: Der Mullerthaltrail ist auf jeden Fall empfehlenswert. Besonders die zweite Route ist spektakulär. Eine sehenswerte Felsformation reiht sich an die nächste. Allerdings ist dieser Abschnitt mit vielen Aufs und Abs bestückt. Insgesamt ist der Weg gut gepflegt und so gut beschildert, dass man sich das Navi sparen kann.