Hamburg-Rotterdam-Hull-Newcastle 2023

Zwei Termine stehen an: Zum einen gilt es, in Hamburg einige Erbschaftsdinge zu klären und zweitens zu Laylas Geburtstag in Newcastle zu sein. Da Bine und ich eh eine Fahrradtour machen wollten, nutzen wir diese Eckdaten und basteln daraus eine schöne Strecke. Am 04.09.2023 geht es los und in drei Tagen wollen wir in Hamburg sein.

04.09. Wir starten um 7:00 Uhr. Wie meistens, wenn ich auf Tour gehe ist wunderschönes Wetter. Wir fahren durch Hagen , Dortmund, Hamm und weitere Städte, ohne großartig mit Verkehr in Berührung zu kommen. Immer wieder sind wir überrascht, wie viele schöne Ecken es gibt. Insgesamt fahren wir heute fast 160 Kilometer und landen auf einem Campingplatz mit Badesee. Im wahrsten Sinne springen hier alle möglichen exotischen Tiere Rum.

05.09. – Wir starten früh morgens in Bielefeld, fahren zunächst entlang der Bundesstraße und kommen dann auf den Weser-Radweg.

Schönes Wetter und schöne Landschaft. Wieder landen wir auf einem attraktiven Campingplatz und zelten nach 140 Kilometern direkt am Sandstrand.

06.09. – Die letzten 95 Kilometer bis Hamburg sitzen wir auf einer Pobacke ab und sind schon vor 15:00 Uhr im schönen Biohotel.

Auch bei unserer Mittagspause sind wir wieder auf einen Badesee gestoßen. Eigentlich privat und nur für Mitglieder eines Vereins, aber wir durften trotzdem unser Picknick machen und auch kurz schwimmen.

07.09. Wilhelmsburg, der Stadtteil, in dem das Hotel ist, eröffnet ganz neue Perspektiven von Hamburg: sehr grün, Parks, Kultur, Restaurants … äußerst interessant und nah an der City. Wir lassen Bikes und Gepäck im Hotel und fahren mit der Bahn in die Stadt zum Notartermin.

Anschließend fahren wir noch knapp 50 Kilometer Richtung Niederlande.

08.09. – Der einzige Campingplatz weit und breit kommt nach 120 Kilometern. Waldcamping in absoluter Idylle, wie die Website verspricht. Mitten im Wald, ruhig mit Badesee. Hört sich gut an und bei dem schönen Wetter ideal für Biker. Die große Zeltwiese, wo wir nach langem Suchen unser Zelt aufbauen, ist wirklich ganz nett – wir sind die einzigen Gäste. Direkt dahinter verbirgt sich allerdings eine gut frequentierte Straße, die nahe gelegene Autobahn realisieren wir erst später. Der Badesee ist so schmutzig wie die Sanitäranlagen, die seit 100 Jahren nicht mehr renoviert wurden. Es war trotzdem ein Erlebnis.

09.09. – 163 gefahrene Kilometer sind unser bisheriger Rekord. An den komfortablen Fahrradwegen und Grachten erkennt man schnell, dass wir in Holland angekommen sind. Der Campingplatz ist das krasse Gegenteil von gestern.

10.09. – Wir kommen früh los, müssen aber zwei Stunden fahren, bis wir in Apeldoorn ein Café finden, das geöffnet hat. Hier fängt alles etwas später an.

Platten! Sch… ! Ein Schnitt in Reifen und Schlauch. Als Profi reparier ich schnell. Als nach mehreren hundert Pumpstößen immer noch keine Luft im Reifen ist, kommen Zweifel auf. Entweder ist der Schlauch an mehreren Stellen durchlöchert, oder ich bin zu doof. Letzteres ist der Fall. Die neue Pumpe lässt sich aufschrauben – hatte ich vergessen. Alzheimer? Nun funktioniert’s. Und letztlich fahren wir 130 Kilometer.

11.09. – Die letzten 60 Kilometer bis zum Rotterdamer Hafen fahren wir am Vormittag. Zum ersten Mal gibt es ein paar Wolken und die Temperatur bleibt unter 25 Grad. Angenehm. Frühstück gibt’s in Gouda. Von der City zum Schiff sind es bestimmt noch einmal 20 Kilometer. Auf nach England!

12.09. – Woran erkennt man, dass man in England ist? 1. Fahrradfahrer auf der falschen Straßenseite (zumindest einer) 2. Regen. Der Temperatursturz ist enorm.

Bine hat keine Regensachen dabei und ist schnell durchnässt. Ich bin natürlich perfekt ausgestattet, aber dann gibt der Reißverschluss meiner Gore-Jacke den Geist auf und ich bekomme auch meinen Teil an. Wir fahren durch North Yorkshire und finden in the middle of nowhere ein tolles Restaurant, wo wir uns aufwärmen und lecker essen. Als wir weiterfahren hört der Regen tatsächlich auf.

Es ist sehr bergig und trotz verhangenem Himmel wunderschön. In Osmortherly, einem idyllischen kleinen Ort, nehmen wir ein Zimmer und entspannen.

13.09. – Die Sonne scheint wieder, trotzdem ist es empfindlich kühl. Es geht noch einige Kilometer durch die eindrucksvolle Landschaft von Yorkshire und dann über lange Bahntrassenabschnitte die letzten 80 Kilometer bis Northshields. Jetzt bleiben wir erstmal ein paar Tage hier.

18.09. – Um 17:00 Uhr geht die Fähre zurück von Newcastle nach Ijmuiden, wo wir dann um ca. 10:00 Uhr ankommen und uns wieder auf den Sattel schwingen. Trotz einiger Regenschauer hatten wir ein paar schöne Tage in North- und Southshields.

19.09. – Um 10:30 Uhr starten wir in Ijmuiden. Es ist Regen angesagt – kein Problem, Bine hat sich in der Zwischenzeit eine Regenhose gekauft und eine Regenjacke geliehen.

Wir nehmen die kürzeste Strecke über Amsterdam, die wir bisher noch nicht gefahren sind. Amsterdam ist nicht so busy, wie wir das sonst erlebt haben und wir kommen gut voran. Vielleicht schaffen wir es ja dieses Mal in zwei Tagen, obwohl wir so spät gestartet sind. Das Wetter hält und gegen Mittag kommt sogar die Sonne durch. Die Fahrradwege sind so komfortabel, wie man das in den Niederlanden gewohnt ist. Wir überlegen, bis Arnheim zu fahren, hier scheint es aber kein vernünftiges Hotel zu geben. Bei Ede, in einem wunderschönen Naturschutzgebiet, kommen wir an einem tollen, ruhigen Campingplatz mit Pfannkuchenhaus vorbei, und beschließen spontan, dort zu übernachten. Per Telefon bekommen wir einen Platz zugewiesen und lassen den Tag geruhsam ausklingen.

20.09. – 187 Kilometer liegen noch vor uns – ist das heute zu schaffen? Wir brechen früh auf und fahren vor dem Frühstück in einem tollen Café in Kleve über 60 Kilometer. Etwas Zeit geht drauf, als wir feststellen müssen, dass die Fahrradfähre über den Rhein ihren Dienst eingestellt hat. Die nächste fährt, wir müssen allerdings ein Weilchen warten, bis sie uns abholt. Das Wetter ist wider Erwarten fantastisch. Bei Oberhausen gibt’s noch einen Kaffee und im ehemaligen Fährhaus an der Ruhr bei Essen ein deftiges Abendessen.

Tatsächlich schaffen wir die 187 Tageskilometer und sind gegen 22:00 Uhr in Oberbeck. Insgesamt waren es fast 1500 Kilometer.