16.09.2024 – Wir sind Mal wieder zu einer Bike-Tour aufgebrochen. Da im Osten Deutschlands Hochwasser ist, haben wir den ursprünglichen Plan, zur Elbe zu fahren, etwas abgeändert. Wir fahren über Münster den Ems-Radweg nach Norden und wollen dann weiter bis Cuxhaven, dann die Elbe flussaufwärts. Die erste Übernachtung gab’s in Münster und nach einem tollen Frühstück auf einem Bauernhof nun den Kaffee in Rheine.

17.09. – Der Ems-Radweg führt nur selten direkt an der Ems entlang, dafür oft durch Wälder und bietet einige Überraschungen. So ist er sicherlich nicht einer der besten Flussradwege, aber dennoch recht schön. Am späten Nachmittag kommt die Sonne raus und am Abend können wir den Sonnenuntergang von der Terrasse eines tollen Restaurants direkt am Wasser genießen.


18.09. – Ab Lingen können wir am Dortmund-Ems-Kanal direkt am Wasser entlang fahren. Das erinnert an die holländischen Radwege – sehr schön.

Nachmittags wird es sogar sommerlich warm. Als wir kurz vor Papenburg wegen vieler Straßensperren nach dem Weg fragen, erzählt uns der nette Herr, dass gerade ein neues Kreuzfahrtschiff ausgelaufen ist und tausende Schaulustige angelockt hat. Da es sehr langsam unterwegs ist, bekommen wir es dann tatsächlich noch zu sehen.

19.09. – Von Leer aus fahren wir dann durchs platte Ostfriesland vorbei an einigen Windmühlen bis nach Nordenham an die Wesermündung.

20.09. – Von Nordenham geht’s per Fähre nach Bremerhaven, dann bei strahlendem Sonnenschein entlang der Küste weiter bis Cuxhaven und der Elbmündung.

Nun sind wir auf dem Elbe-Radweg und fahren noch fast 50 Kilometer weiter. In Krautstand gibt’s nur zwei Campingplätze, ein Hotel und einen langen, schönen Sandstrand.
Der Elberadweg von Cuxhaven nach Magdeburg offenbart faszinierende Einblicke in Natur und Kultur eines 1.260 Kilometer langen Radfernweges. Die Strecke führt entlang kleiner Städtchen genauso wie durch die pulsierende Metropole Hamburg. Er durchstreift den Nationalpark und das UNESCO-Weltnaturerbe Niedersächsisches Wattenmeer genauso wie die Elbmarsch und die Elbtalaue. Im UNESCO-Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue findet man die Natur noch in einem weitgehend ursprünglichen Zustand vor. Hier, im ehemaligen deutsch-deutschen Grenzgebiet, blieben Pflanzen und Tiere jahrzehntelang ungestört.

21.09. – Schöner Sonnenaufgang am Strand. Wir müssen einige Kilometer fahren, um eine einzige Bäckerei zu finden, die tatsächlich nur am Wochenende vormittags geöffnet hat. Die Gegend ist offensichtlich nicht sehr dicht besiedelt. Durchs Alte Land geht’s dann vorbei an endlosen Apfelplantagen.

Wir bleiben auf einem schönen Campingplatz mit Strand und Restaurant direkt an der Elbe. Der erste Teil des Radwege war etwas enttäuschend. Er führte zwar oft an der Elbe längs, da der Fluss aber eingedeicht ist, bekam man ihn nur selten zu sehen. In Hamburg fahren wir ein Stück mit dem Schiff und steigen an den Landungsbrücken aus. Es ist Wochenende und die Sonne scheint – dass zieht jede Menge Touristen an. Wir waren schon oft hier, aber so voll haben wir die Stadt noch nie erlebt. Selbst das Bike schiebend kommt man kaum durch die Menschenmassen hindurch und wir sind froh, Hamburg schnell hinter uns zu lassen.

22.09. – … und wieder strahlender Sonnenschein, wir haben Glück. Im Laufe des Tages fahren wir große Abschnitte entlang der ehemaligen DDR-Grenze. Die Wachtürme, von denen Deutsche auf Deutsche geschossen haben, hat man als Mahnmale großenteils stehen gelassen. Zur Grenzsicherung wurden auch 71.000 Selbstschussanlagen (Splitterminen) installiert und etwa 1,3 Millionen Landminen verlegt. Es ist immer noch erdrückend, davon zu lesen.

Irgendwo im Nirgendwo stoßen wir auf den wunderschönen Paradiesgarten, wo wir Mittagessen und Kuchen in Bioqualität bekommen.

Abends sind wir die einzigen Gäste auf dem Campingplatz. Dusche und Toilette draußen. Hier gibt es aber einen Kiosk mit lecker Essen und Blick auf die Elbe.
23.09. – Das Hochwasser ist hier angekommen, aber nirgendwo über die Deiche getreten und alle Fähren fahren noch. Zum Frühstück fahren wir nach Lenzen. Wir haben die Fähre für uns allein.

Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein und man bekommt den Eindruck, in der noch existierenden DDR zu sein.

Vorbei an Wittenberge, nicht zu verwechseln mit der Lutherstadt Wittenberg, finden wir in Havelsberg einen schönen, sauberen Campingplatz am Wasser und haben noch Zeit zum Sightseeing. Der Weg verläuft jetzt größtenteils auf dem Deich und bietet wunderbare Ausblicke.

24.09. – 86 Kilometer bei teilweise starkem Regen – die Wetterprognosen stimmten leider. Das Zelt konnten wir glücklicherweise noch trocken abbauen. Bisher gab es nur wenige Radreisende, jetzt gar keine mehr. Stundenlang kommt man durch keine Ortschaften und auch Menschen trifft man keine. Zwanzig Kilometer vor Magdeburg gönnen wir uns ein schönes Hotel und können von unserem Zimmer den Sonnenuntergang über der Elbe bewundern.

25.09. – Auf den letzten zwanzig Kilometern nach Magdeburg müssen wir Umgehungswege nehmen, weil der Elbeweg überschwemmt ist. Nach etwas Sightseeing – Magdeburg ist durchaus sehenswert – verlassen wir die Elbe und fahren Richtung Heimat.

Dabei kommen wir durch Helmstedt, wo der Grenzübergang zur DDR lag, den ich für diverse Veranstaltungen passieren musste. Tatsächlich hat man die Kontrollstellen erhalten und seit einigen Jahren zugänglich gemacht. Ich kann in einen der Räume gehen, in denen die Grenzer saßen, die die Reisenden schikanierten. Ich habe mich damals schon gewundert, wo all diese unfreundlichen, schlecht gelaunten Beamten rekrutiert wurden.


Da die Gagen damals in Ostmark gezahlt wurden, mussten wir für das Geld in der DDR Dinge kaufen, die wir durch den Verkauf in der BRD in Westgeld umwandeln konnten. Als ich einmal mit einer Wagenladung voll Akkordeons und Ferngläsern ausreisen wollte, hat man mich in einer dieser Garagen eingesperrt und mir dann alles weggenommen. Das war sehr bedrohlich und an diesen Ort zurückzukehren weckt unangenehme Erinnerungen.
26.09. – Da in Braunschweig alles ausgebucht war, haben wir ein Hotel in einem kleinen Ort davor gebucht und wollen heute etwas weiter fahren. Das Wetter ist weitgehend trotz schlechter Prognosen ganz okay. Gestern haben wir die Tausendkilometermarke überschritten. Leider übersehe ich am Ende der Etappe das Schild „Vorsicht, Rutschgefahr“ und lege mich voll auf die Klappe. Es ist schmerzhaft, aber es scheint nichts Schlimmes passiert zu sein. So gönnen wir uns zum Relaxen ein Fünf-Sterne-Hotel.
27.09. – Von Bad Pyrmont geht’s vorbei an den Externsteinen bis Bald Lippspringe, wo wir nach 80 Kilometern und trotz starkem Gegenwind unsere erste Pause machen. Die Etappe endet nach 110 Kilometern, sodass wir es morgen nach Hause schaffen sollten.

28.09. – Die meiste Zeit bleibt es trocken und wir fahren die 106 Kilometer bis nach Hause ohne Pause. Insgesamt waren es nun knapp 1400 Kilometer in dreizehn Tagen. Auch auf dieser Etappe gibt es wieder sehenswerte Dörfer und Strecken, zum Beispiel eine lange ehemalige Bahntrasse bei Unna.


Das ist die Strecke bis Magdeburg – von da aus auf fast geradem Weg zurück.


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